Gert Kowarowsky, Psychologischer Psychotherapeut: Die Therapeutische Allianz, Die Therapeutische Beziehung

Die Bedeutung der
therapeutischen Beziehung

Dass die Beziehung zwischen Therapeutin und Klient ein zentraler Wirkfaktor ist für den Erfolg einer Therapie, ist mittlerweile unumstritten. Darüber sind sich die verschiedenen psychotherapeutischen Schulen einig. Das Wissen der Therapeutin über die vorliegende Störung vermag allein nicht zu heilen. Damit dieses Wissen vom Klienten angenommen und genutzt werden kann, muss die Chemie stimmen. Eine Atmosphäre des beidseitigen Vertrauens ist unverzichtbar im therapeutischen Prozess. Die Grundlage hilfreicher Gespräche mit Patienten lässt sich mit den Begriffen Empathie, Echtheit und Wertschätzung beschreiben. Jedoch ist die therapeutische Beziehung eine asymmetrische. Es geht hierin um Inhalte des Patienten, nicht der Therapeutin. Die Verantwortung für die Beziehungsgestaltung liegt bei der Therapeutin. Bei aller Wärme und Sympathie, die zwischen Therapeutin und Klient entstehen mag, ist von Seiten der Therapeutin zu jeder Zeit die Sicherheit gebende und professionelle Arbeit ermöglichende, zugewandte, respektvoll wertschätzende Distanz zu wahren. Die therapeutische Beziehung unterscheidet sich hier klar von anders definierten Beziehungen wie beispielsweise einer Freundschaft, und es liegt in der Verantwortung der Therapeutin, keine Vermischung zuzulassen.

 

Der Begriff "Therapeutische Allianz" trifft sehr angemessen den Kern, die Essenz dessen, was eine therapeutische Beziehung ausmacht. Die therapeutische Allianz zwischen Patient und Therapeutin wird primär geschlossen, um miteinander die gemeinsam festgelegten Therapieziele zu erreichen.

 

Wie wichtig diese stimmige therapeutische Allianz ist, wird an den folgenden Ergebnissen aus der Therapieforschung ersichtlich: 

 

Etwa 85 Prozent der Wirkung von Psychotherapie sind auf Beziehungsvariablen zurückzuführen und nur 15 Prozent der Technik geschuldet.

Lambert u. DeJulio 1983

 

Bei ambulanter Psychotherapie kommen zwischen 20 und 57 Prozent der Klienten nach dem Erstkontakt nicht mehr wieder, 31 bis 56 Prozent der Klienten nur zu maximal vier weiteren Behandlungssitzungen.

Baekeland u. Lundwall 1975

 

Eine gute therapeutische Beziehung ist das A und O einer Psychotherapie. Die Chemie muss stimmen.

Prof. Dr. H. Kächele Uni-Ulm, Vorlesung im WS 2006/07